Botox bei Analfissuren – ist das sinnvoll?

Beim einer Analfissur, die einfach nicht verschwinden will, also chronisch ist, sind viele Betroffene auf der Suche nach wirksamen Behandlungen. Immer häufiger wird Botox bei Analfissuren eingesetzt. Was genau dabei passiert, wie hilfreich das Ganze ist und welche Kosten auf dich zukommen – darüber haben wir uns mal für dich schlau gemacht.

Weniger Schmerzen durch geschwächten Schließmuskel

Botulinumtoxin Typ A – so heißt das Mittel genau, das bei Analfissur eingesetzt wird. Wie die Bezeichnung Toxin sagt, ist es eine giftige Substanz – genauer gesagt ein Nervengift. Es ist das gleiche Botox, das auch zur Faltenglättung genutzt wird. Gleichzeitig wird damit auch eine übermäßige Mimik behandelt, die zur Fältchenbildung führen kann. Dies geschieht, indem die Übertragung bestimmter Nervenimpulse gehemmt wird. Bei einem „Zuviel des Guten“ kann das bei manchen der behandelten Damen zu einer ziemlich starr wirkenden Miene führen.

Was optisch verjüngen oder teilweise auch zu einem etwas unnatürlichen Gesichtsausdruck führen kann, soll beim Problem im Analbereich die Heilung unterstützen. Botox bei Analfissuren soll die betreffende Muskulatur für mehrere Wochen lähmen, um die Heilung zu unterstützen. Dabei wird die Weiterleitung der Nervenimpulse zum Muskel und damit seine Funktion unterbrochen und der Muskel erschlafft. Die zeitlich begrenzte unvollständige Schließmuskellähmung bewirkt, dass sich der Schließmuskel schnell entspannt.

Der Gedanke dabei ist, dass ein verkrampfter Schließmuskel eine schwere Abheilung der Analfissur wesentlich mitbeeinflusst. Wird dies mithilfe des starken Nervengifts aufgehoben, verringern sich die Schmerzen und das betroffene Gewebe wird wieder besser durchblutet. Der Schließmuskel bleibt etwa 3 Monate geschwächt. Diese Zeit soll dafür ausreichen, dass der Riss vollständig ausheilt.

Wichtig dabei ist, auch nach der Botoxinjektion weiterhin auf die passende Ernährung sowie eine sorgfältige gute Analhygiene zu achten. Zu letzterem gehört in unseren Augen auch, den Po nach dem Stuhlgang nicht nur sanft und gleichzeitig gründlich zu reinigen. Vielmehr solltest du die Fissur täglich auch pflegen und so gut es geht vor Bakterien schützen.

Botox bei Analfissuren: Ist die Injektion schädlich?

Das Botox wird mithilfe einer Spritze auf eine oder beide Seiten der Analfissur in den Schließmuskel injiziert. Dazu, heißt es, ist keine Narkose erforderlich. Erfahrungen zeigen, dass die stechenden Schmerzen direkt nach der Spritze nachlassen und im Lauf des ersten Tages komplett verschwinden. In über 80 % der Fälle soll die Analfissur komplett abheilen.

Es heißt, dass der Körper das Botox nach und nach abträgt. So halten viele Proktologen die Gabe für unbedenklich. Doch unseres Erachtens ist hier Vorsicht geboten – immerhin handelt es sich nun mal um ein sehr starkes Gift. So gibt es durchaus auch kritische Stimmen, die Botox bei Analfissuren ablehnen aufgrund der Invasivität. Zur Erklärung: Invasivmedizin umfasst medizinische Maßnahmen, die in den Körper eindringen.

Es gibt also Bedenken, dass das Nervengift doch nicht vollständig abgebaut werden und in den Körper gelangen könnte. Eine weitere – allerdings nur vorübergehende – Nebenwirkung kann Inkontinenz sein, da ja der Schließmuskel geschwächt ist. Dies äußert sich vor allem durch unkontrolliertes „Pupsen“.

Zu beachten sind noch bestimmte Situationen, in denen von der Gabe von Botox gänzlich abgeraten wird. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Virusinfektionen und Vorerkrankungen, außerdem Schwangerschaft und Stillzeit sowie die Einnahme verschiedener Medikamente bzw. Nahrungsergänzungen.

Widersprüchliche Studien über Botox bei Analfissuren

Um die Wirksamkeit eines Medikamentes zu beweisen, werden immer wieder gerne Studien herangezogen. In Sachen Botox bei Analfissuren zeigen diese aber Widersprüche auf. Dazu zwei Beispiele:

  1. An der Deutschen Klinik für Diagnostik in Wiesbaden wurden 100 Patienten mit Analfissur mit Botoxeinheiten behandelt. In der ersten Woche hatten 78 % keine Schmerzen mehr, bei 82 % heilte die Fissur innerhalb von 3 Monaten vollständig ab. Allerdings trat die Analfissur bei 8 Betroffenen wieder auf. In sieben Fällen kam es zu einer vorübergehenden Inkontinenz.
  2. In einer anderen Studie wurde die Wirksamkeit von Botox bei Analfissuren mit der Behandlung mit Nitroglycerin verglichen. Die Schlussfolgerung lautete, dass Nitroglycerinsalbe der Botox-Therapie überlegen war. Und das, obwohl sie häufigere, dafür aber auch mildere Nebenwirkungen zeigte. Nach unseren Recherchen kommt es durch Behandlung mit Nitroglycerin besonders häufig zu starken Kopfschmerzen, aber auch der Kreislauf kann durcheinander geraten. Seltener kann es zu allergischen Hautreaktionen, Erbrechen, Übelkeit oder starken Blutdruckabfall kommen.

Kosten einer Botoxbehandlung bei einer Analfissur

Die Behandlung mit Botox bei Analfissuren ist zudem wesentlich teurer als mit Salben. Nach unseren Informationen werden die Kosten jedenfalls nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Deshalb verzichten viele Kliniken darauf. Bei privaten Krankenkassen kann das schon wieder anders aussehen. Da bei einer Analfissur ein medizinischer Grund vorliegt, übernehmen die „Privaten“ in der Regel die Kosten dafür. Das solltest du aber auf jeden Fall VORHER klären.

Einen ungefähren Anhalt dafür kann folgender sein:

  • Arztkosten für zwei Termine = ca. 350,00 Euro (nach Gebührenordnung für Ärzte)
  • Materialkosten für Botox = ca. 125,00 Euro (hängt vom tatsächlichen Verbrauch ab)
  • Gesamtkosten = ca. 475,00 Euro

Außerdem ist es wohl so, dass Botox bei Analfissuren nicht offiziell zur Behandlung zugelassen ist. Deshalb ist dafür deine spezielle Einwilligung erforderlich – du trägst also das volle Risiko.

Wobei wir der Meinung sind, dass wir als „mündige Patienten“ sowieso unsere Gesundheit mehr in die eigenen Hände nehmen sollten. Letztlich geht es um DEINEN Körper, um DEIN Wohlgefühl. Und wenn eine Therapie besonders teuer ist (= Botox bei Analfissuren) oder das Risiko von Nebenwirkungen besteht (= Nitroglycerinsalbe) solltest du gut überlegen, ob du dir das wirklich „antun“ möchtest. Zumal es deutlich kostengünstigere und nebenwirkungsfreie Alternativen gibt.